11. - 20.11.2022 | cinefest 2022 – XIX. Internationales Festival des deutschen Film-Erbes
 
 
Das cinefest 2022 –  XIX. Internationales Festival des deutschen Film-Erbes und der 35. Internationale Filmhistorische Kongress von CineGraph – Hamburgisches Centrum für Filmforschung und dem Bundesarchiv Berlin verhandelte das Thema des Verhältnisses von Kameratechnik und Filmkunst. 

Festival, Kongress und der Trailer, der von Studierenden der EMW als Projektarbeit produziert wurde, widmen sich am Beispiel der Kamera als Akteurin den vielfältigen Verknüpfungen zwischen Technik, Ästhetik und Politik im 20. Jahrhundert.

Betreut durch Prof. Dr. Jan Distelmeyer produzierten den Trailer und den Teaser: 
Pascal Patke, Natalie Popovic Garcia und Margareta Reszka

Trailer cinefest 2022: https://vimeo.com/768894941?embedded=true&source=vimeo_logo&owner=126612894
 
   
AI.CUBE in der Hochschulpräsenzstelle Luckenwalde
 


 
Nach einem erfolgreichen Start im MIZ Babelsberg war der AI.CUBE von Oktober 2022 bis Anfang Februar 2023 in der Hochschulpräsenzstelle der Technischen Hochschule Wildau und der Fachhochschule Potsdam in Luckenwalde zu sehen. Über 300 Teilnehmende hatten den Escape Room zum Thema künstliche Intelligenz von November 2021 bis März 2022 bereits im MIZ Babelsberg gespielt. Durch die Kooperation mit der Hochschulpräsenzstelle wird das Projekt nun auch Menschen in Luckenwalde und Umgebung zugänglich gemacht.

Hintergrund des Projektes:

Wie lässt sich ein komplexes Thema wie künstliche Intelligenz spielerisch und innovativ vermitteln? Mit dieser Frage haben sich Katrin von Kap-herr und Studierende der EMW gemeinsam mit dem MIZ Babelsberg zwei Semester lang beschäftigt und einen KI-Escape-Room entwickelt.

Der AI.Cube hat 2022 den "WISPoP – Publikumspreis" für Wissenschaftskommunikation gewonnen als Live-Escape-Spiel zur Wissensvermittlung über Künstliche Intelligenz
 
   
ALL HANDS ON: Flechten
 
 

In Kooperation mit dem Studiengang Europäische Medienwissenschaft und dem Museum Europäischer Kulturen (MEK) entstanden studentische Projekte, die sich mit der Gegenwart der Kolonialgeschichte von Rohstoffen und Objekten aus ethnologischen Sammlungen beschäftigen. Das Projekt fand unter Leitung von Anne Quirynen (Fachhochschule Potsdam) und Noam Gramlich (Universität Potsdam) sowie Judith Schühle und Sofia Botvinnik (MEK) statt. Die filmischen und auditiven Ergebnisse der Studierenden sind in der Ausstellung „ALL HANDS ON: Flechten“ im Museum Europäischer Kulturen zu sehen.


Ziel des Projekts war die Auseinandersetzung mit post- und dekolonialen Erzählweisen zu den Themenbereichen Rohstoffe, Ökonomie, Ökologie und Infrastruktur. Das Thema „Flechten“ wurde erstens über die in kolonialen Kontexten erworbenen Rohstoffe Sisal und Rattan befragt. Sisal oder Rattan kamen u.a. aus dem heutigen Tansania, das vom Deutschen Reich bis 1915 kolonisiert wurde. Die Rohstoffe haben maßgeblich das europäische Flecht- und Webgewerbe beeinflusst. Auch die Museen und deren Sammlungen sind Erben kolonialer Infrastrukturen. Bis heute beherbergen sie geplünderte Objekte von indigenen Kulturen oder Artefakte, die aus Sisal und Rattan hergestellt wurden. Zweitens wurde im Rahmen des Projekts „Flechten“ als Metapher einer Erzählweise kolonialer und postkolonialer Verbindungen befragt. Es wurden experimentelle, ethnografische, künstlerische und dokumentarische Projekte aus den medialen Bereichen der Fotografie, des Kinos und digitalen Bilds analysiert und ausgehend davon eigene mediale Projekte entwickelt. Die so entstandenen studentischen Projekte stellen auf verschiedene Weise die komplexe Frage, wie postkoloniale Verflechtungen medial und herrschaftskritisch erfasst werden können.


[1] On Collecting. Ein Hörstück von Lotta Beckers


Es sprechen: Inga Marie Nymo Riseth, Nika Pittja, Liisa-Rávná Finbog, Sarakka Gaup

Musik: VILDÁ



Geflochtener Korb

© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug

Körbe sind zum Sammeln da. Dieser Korb ist jedoch selbst Teil einer Sammlung, der Sammlung des Museum Europäischer Kulturen (MEK). Doch was ist das eigentlich – eine Sammlung? Mit dem Hörstück werden dem Korb im Museum Stimmen entgegengesetzt, die sich mit der anderen Seite des Sammelns beschäftigen: was hier in Deutschland im Museum liegt, fehlt an anderer Stelle. Was bedeutet dieser Ortswechsel? Anhand unterschiedlicher Perspektiven aus drei Einzelinterviews wird der Korb mit den gegenwärtigen Spuren seiner Geschichte konfrontiert. Die Objekte, die sich im Museum befinden, erzählen nicht nur etwas über die Kultur und die Zeit, aus der sie kommen. Sie zeugen auch von den kolonialen Verflechtungen der deutsch-europäischen Geschichte, die bis in die Gegenwart hineinreichen. Das Hörstück widmet sich dem Versuch, unterschiedlichen samischen Stimmen einen Raum zu geben, die vom Sammeln und von Verlust erzählen – und damit auch von der Geschichte des Museums selbst.


Historischer Kontext

Im Anschluss an eine 1911 in Berlin-Halensee im Luna Park ausgerichtete Völkerschau, eine sogenannte „Lappländerschau“ mit dem Titel Nordland fand zwischen 1912 und 1913 eine Sammlungsreise im Auftrag des Museums für Völkerkunde in die Sápmi Region statt. Im Rahmen der Nordland-Ausstellung, die von dem Hamburger Unternehmer und Erfinder der Völkerschauen Carl Hagenbeck veranstaltet wurde, wurden die Menschen nicht nur als Attraktion im Vergnügungspark ausgestellt und ausgebeutet, sondern auch für ethnologische Forschungen herangezogen. Die Sammlungsreisen sollten der Ergänzung der Forschung und der Sammlung des Museums dienen. Sie fällt in eine Zeit der Assimilationspolitik und Unterdrückung der Sámi. Ihre Sprachen waren verboten, wie auch der traditionelle Joik-Gesang. Durch die koloniale Gewalt im Zuge der Christianisierung seit dem 17. Jahrhundert, die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und Assimilationspolitiken der Nationalstaaten sowie durch die Sammlungsreisen ging viel Wissen und ein großer Teil der materiellen Kultur verloren. Heute befinden sich über 900 samische Objekte im Besitz des Museums für Europäische Kulturen. Es ist bei Weitem das Museum mit den meisten samischen Objekten in Deutschland. Unter ihnen sind auch traditionelle samische Kleider und schamanische Trommel, die eine hohe kulturelle und spirituelle Bedeutung haben.


Glossar

Die Sámi sind das einzige indigene Volk Europas. Sie leben in Sápmi, einer Region, die sich über Teile Finnlands, Norwegens, Schwedens und Russlands erstreckt. Es gibt über neun samische Sprachen, von denen die meistgesprochene Nordsamisch ist.

Duodji ist das traditionelle samische Kunsthandwerk. Es beinhaltet die Herstellung von Kleidung, wie Kleidern, Hüten, Schuhen, Gürtel, sowie von Schmuck, von Alltagsgegenstände wie Körben, Taschen, Bechern, Messer, Schalen, etc. und auch von Trommeln, die häufig eine hohe spirituelle Bedeutung haben.

Joik ist ein traditioneller samischer Gesang, der dem Jodeln ähnelt.


[2] Rattan – Geflecht & Ausbeutung. Ein Videoessay von Patrique Degen

Weltkarte mit eingezeichnetem Pfad von Norddeutschland nach Java, Indonesien

Es ist nicht selbstverständlich, dass wir in Mitteleuropa auf Rattanmöbeln sitzen, denn die Pflanze wächst ausschließlich in tropischen und subtropischen Regionen. So kultivierten etwa die Daya*, die schon lange vor der Ankunft von Europäer*innen auf Borneo lebten, die Pflanze in einer Art Gartenwirtschaft. Entgegen unserem gewohnten, ‚westlichen‘ Verständnis waren und sind die Regenwälder nämlich nicht einfach „wilde Natur, sondern zugleich soziale und natürliche Räume.

Die forstwirtschaftliche Ausbeutung des Regenwalds zeichnet sich durch die völlige Ignoranz demgegenüber aus. Seit 1973 wurden mindestens 50% der Regenwaldflächen auf Borneo abgeholzt. Von der Ausbeutung des Regenwalds profitieren kleine inländische Eliten und internationale Konzerne. Die Abholzung ist bis heute auch eine Geschichte des Landraubs und der Vertreibung von Indigenen. Die Privatmilizen mancher Palmölfirmen prügeln illegal und unter Anwendung brutaler Gewalt ganze Dörfer aus den Wäldern. In ihrer Not bleibt den Vertriebenen dann oft nicht anderes übrig, als sich zu einem Hungerlohn auf den Palmölplantagen zu verdingen – oder Rattan zu ernten, obwohl dies meist noch weniger Einkommen bringt.

Auch wenn keine Bäume gefällt werden, kann die rücksichtslose Ernte von Rattan das Geflecht des Regenwalds nachhaltig zerstören. Gleichzeitig bietet die Rattanernte eine wichtiges (Neben-) Einkommen für Menschen in den indonesischen Regenwäldern, etwa für Kleinbäuer*innen. In der Tat beruht sie häufig auf den erwähnten indigenen, nachhaltigen Traditionen.

Die Herstellung der Rattanmöbel ist der ‚International Labour Organisation‘ zufolge mit Ausbeutung verbunden. 55% der indonesischen Arbeiter*innen erhalten weniger als den monatlichen Mindestlohn von 70€ erhalten. Die Arbeitssicherheit ist oft nicht garantiert, wobei die meisten Arbeiter*innen geben an, dass sie auch bei schlechten Bedingungen wenig Spielraum hätten, ihren Arbeitgeber*innen zu wechseln. Die Arbeiter*innen sind im Sinne von Karl Marx „doppelt freie Lohnarbeiter*innen“: Frei ihre Arbeitskraft zu verkaufen, aber auch ‚frei‘ von ökonomischer Macht. Die Fabrikbesitzer*innen können ihre Bedingungen deshalb recht einfach durchsetzen. IKEA erwirtschaftet einen lohnenswerten Profit mit dem Verkauf von Waren aus Rattan, doch davon sehen die Arbeiter*innen nichts.

Landraub und die Zwangsintegration von Menschen in Lohnarbeitsverhältnisse sind keine bedauerlichen Ausnahmen. Diese Prozesse der ursprünglichen Akkumulation finden überall dort statt, wo kapitalistische Produktionsweisen etabliert werden. Auch Ausbeutung in der Lohnarbeit ist keine Ausnahmeerscheinung, sondern die Grundlage unseres Wirtschaftssystems. Als Bewohner*innen des Globalen Nordens sind wir immer auch Nutznießer*innen von (post-)kolonialer Ausbeutung und haben deswegen eine besondere Verantwortung, auf eine strukturelle Veränderung dieses Systems hinzuarbeiten.

*Sammelbegriff für verschiedene indigene Ethnien auf Borneo. Leitet sich von daya (‚landeinwärts‘) im bruneiischen Malaiisch ab. In der Sprache der Bidayuh, die auch zu den Dayak gezählt werden, bedeutet Dayak hingegen ‚Mensch‘.


[3] Beyond Their Windowsills. Ein Kurzfilm von Dilara Akkoyun, Sophia von Wassenberg und Florica Gay

Foto von einem Bogenhanf (Sansevieria Trifasciata) auf einer Fensterbank mit Blick aus dem Fenster auf eine Straße

1890 schmuggelte ein deutscher Botaniker namens Richard Hindorf die Agave Sisalana von Yucatán nach Tansania und begründete die Sisalindustrie in den deutschen Kolonien. Sisal wird auch heute noch zum Weben von Teppichen oder Seilen verwendet. Doch wer kennt schon die Pflanze hinter dem Material? Ausgehend von Schwarz-Weiß-Bildern aus tansanischen Sisalplantagen versuchen wir mit Fragmenten einer komplexen (post)kolonialen Geschichte zu arbeiten. Eine Geschichte, die uns manchmal doch sehr nah kommt – wie es die Sansevieria Trifasciata, der Sisal aus vorkolonialen Zeiten und heute beliebte Zimmerpflanze in den ehemaligen Kolonialreichen beweist.

Mit unseren beiden Protagonistinnen, Leandra Lyimo (Designerin in Dar es Salaam) und Syowia Kyambi (Multimedia-Künstlerin in Nairobi), versuchen wir die zahlreichen Verflechtungen der Geschichte Sisals nachzugehen: Wo liegen die kolonialen Kontinuitäten zwischen der Zeit der deutschen Sisalplantagen und der heutigen Industrie? Wie könnten wir Geschichten erzählen, die sonst von weißen Männern, wie dem Botaniker Hindorf, dominiert werden? Wie können wir mit den aktiven Spuren der Kolonisierung umgehen? Und mit den nicht belegten Archivbildern, den rassistischen Berichten deutscher Botaniker, den unbeantwortbaren Fragen? Fragen, die uns von Januar bis Oktober 2021 begleitet haben und mit denen wir uns ständig auseinandersetzen müssen.

 
   
Audiowalk „DDR im Stadtbild Potsdam“
 
 

Unter der Anleitung der Audiowalk-Macherin Anna Opel hat das Seminar DDR im Stadtbild Potsdams im Wintersemester 2021/2022 eine künstlerische Intervention zur aktuellen Debatte um das architektonische Erbe der DDR-Zeit erarbeitet.

Der Audiowalk führt vom Hotel Mercure über den Staudenhof und die nicht mehr vorhandene FH zum Rechenzentrum. Der Stadtspaziergang startet am Eingang des Mercure-Hotels. Es werden lediglich Kopfhörer, ein Smartphone und eine Stunde Zeit benötigt.

Die Datei kann hier herunterladen werden.

In Gruppen wurden zu vier Orten in der Stadt recherchiert und sich kritisch mit deren Geschichte auseinandergesetzt. Das Ergebnis: Vier akustische, kreative Stücke zur DDR-Stadtgeschichte in Potsdam erlebbar als Audiowalk.

Team Mercure: Julia Rother, Sophie Lotte Dall

Team Staudenhof: Sandra Fischer, Sophie Läuter, Cindy Kramer

Team Alte FH: Nicola Seele, Jana Belmann

Team Rechenzentrum: Wayra Riday, Sophie Mülhausen, Emily Hadrich, Mona Fülle

Damit niemand unterwegs verloren geht: Hier zur Karte mit der Route unseres Stadtspaziergangs.