Profil, Ziele und Voraussetzungen des Masters Europäische Medienwissenschaft
 
 
Profil
Der Masterstudiengang Europäische Medienwissenschaft ist ein Kooperationsstudiengang, der von der Universität Potsdam und Fachhochschule Potsdam gemeinsam durchgeführt wird. Aus dem Zusammenschluss beider Institutionen resultiert das in der deutschen Hochschullandschaft einmalige Profil eines transdisziplinären und hochschulübergreifenden Ansatzes: Er besteht in der engen Verquickung von theoretischer Reflexion und Analyse mit praktischer medialer Gestaltung und Konzeption.
Im Masterprogramm werden Perspektiven der Kultur- und Medienwissenschaften unter Berücksichtigung der aktuellen Forschung vermittelt. Dabei liegt der Fokus auf Fragen der Medientheorie, Medienästhetik und Medienkunst sowie auf Untersuchungen konkreter medialer Konfigurationen, Strategien und Medienkulturgeschichte(n). Es wird ein umfassender Überblick über die Methoden und die Geschichte von Medientheorien und Medienkulturen erarbeitet. Dieser ist im Sinne der europäischen Idee länderübergreifender Verbindungen grenzüberschreitend ausgerichtet, bleibt aber in seiner internationalen Perspektive nicht auf Europa begrenzt. Ausdrücklich und im Bewusstsein, dass Europa sich im Austausch, in Wechselwirkung und auch in Konflikten mit anderen Regionen konstituiert, überschreitet die Europäische Medienwissenschaft territoriale und kulturelle Begrenzungen, verfolgt medienwissenschaftliche Fragestellungen dies- und jenseits europäischer Traditionen und ermöglicht so eine kritische Auseinandersetzung mit europäischer Geschichte und Gegenwart.

Der Masterstudiengang verbindet die Analyse und Konzeption konkreter medialer Produktionen und Konstellationen mit grundsätzlichen Fragen der Medialität. Forschungsschwerpunkte zu z. B. sensorischen und affektiven Medien, Hybridisierung von Medien als künstlerischer Praxis, Gebrauch und Dispositiven der Medien, Medien-Ökologie und -Geologie, Digitalität und Materialität, Fotografie und Funk, Film und digitalen Medien, Bildung und Spiel, Gender, Rassismus und Postkolonialismus werden für die Auseinandersetzung mit aktuellen und historischen Phänomenen produktiv gemacht. Die theoretische Ausrichtung findet ihr Pendant in praktischen Projekten, die aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der medialen Gestaltung, der Kunst und der Produktion digitaler Medien berücksichtigen.
Im Zentrum der Europäischen Medienwissenschaft steht die Annahme einer grundsätzlichen Verzahnung von Theorie und Praxis, die auf ihre Wechselwirkungen hin untersucht werden. So wie jede Form medialer Praktiken implizite oder explizite theoretische Annahmen realisiert, so realisiert sich auch jede Form von Theorie als eine bestimmte Praxis. In diesem Sinne widmet sich der Studiengang sowohl der Praxis in der Theorie als auch der Theorie in der Praxis. Daher wird hier vermittelt, in praktischen Arbeiten theoretische Positionen (als ästhetische Forschung) freizulegen, diese in Projekten selbst zu reflektieren und in gleicher Weise auch mit den medialen Praktiken der Theoriearbeit (wie z. B. dem Schreiben) zu verfahren.“
Das Studium kann somit sowohl mit einer rein theoretisch-textuellen Arbeit abgeschlossen werden als auch mit einer praktischen Projektarbeit (wie z. B. Videoprojekte, Audiowalks, Installationen etc.), deren theoretisch-textueller Teil die Konzeption und Umsetzung des medialen Projekts begründet.

Möglich wird dieses Programm durch eine hohe Betreuungsrelation, bei der für einen MA-Jahrgang von 20 Studierenden etwa 15 Lehrende verantwortlich sind, darunter sechs hauptamtliche Professuren und eine nebenberufliche Professur. Die Studierenden haben Zugang zu Audio-, Video- und Foto-Studios, zu Computer- und Schnitt-Laboren sowie zu der größten Computerspielsammlung an einer deutschen Universität. Die engen Verbindungen mit dem Zentrum für Computerspielforschung (DIGAREC) an der Universität Potsdam und mit dem Brandenburgischen Zentrum für Medienwissenschaften (ZeM) verstärken die Ressourcen für ein Studium im Dialog mit aktueller Medienentwicklung und Forschung.
Es wird großen Wert auf freie Forschungsarbeiten gelegt, die Theorie und Praxis kreativ miteinander verschränken.
Im Verlauf des Studiums gewinnen Studierende u.a. durch ästhetische und theoretische Auseinandersetzungen sowie den kreativen Umgang mit Medien Erkenntnisse über die Struktur, Geschichte, Wirkungsweise und Leistungen von medialen Prozessen. Der Studiengang antwortet dabei auf den wachsenden Bedarf des internationalen Arbeitsmarktes nach einer Qualifizierung, die analytische und konzeptionelle Kompetenzen mit gestalterischen und technischen Fertigkeiten verbindet.
Es besteht die Möglichkeit, an den Masterstudiengang Europäische Medienwissenschaft ein Promotionsstudium anzuschließen.


Ziele und mögliche Berufsfelder
Das Hauptziel ist es, die Absolvent*innen dazu zu befähigen, sich selbstständig und kritisch mit Medien- und Kulturtheorien auseinanderzusetzen sowie eigene mediale Projekte auf fortgeschrittenem Niveau zu realisieren. Der Masterstudiengang reagiert damit auf die Flexibilität des Arbeitsmarktes im Bereich Medien, auf die hohen Erwartungen an eigenständig-kreative Arbeit sowie auf den permanenten Wandel der zeitgenössischen Medienlandschaft. Mit einem erfolgreich absolvierten Masterstudium der Europäischen Medienwissenschaft werden Expertisen für die Analyse, Gestaltung und Kritik der Medien sowie ein inhaltsbezogenes Kulturmanagement erworben. Dazu gehören insbesondere:
  • ein begriffliches Instrumentarium zur Analyse medialer Prozesse und Phänomene sowie die Fähigkeit, sich weitere Terminologien selbstständig zu erarbeiten
  • die Konzeption, Durchführung und Präsentation eigener ästhetischer Projekte auf hohem Niveau
  • die kritische Reflexion gestalterischer Prozesse und Produkte
  • ein vertieftes Verständnis der Theorie 
und Geschichte des Medialen sowie der Me
dienästhetik und Medienkunst im internationalen Kontext
  • die Entwicklung eines fortgeschrittenen Verständnisses der kulturellen und historischen Bedingtheit von Medien, ihrer interaktiven Vernetzung, ihres Zusammenwirkens und ihrer Konflikte sowie der Performanz komplexer medialer Umgebungen
  • die Fähigkeit zur Analyse ästhetischer und medialer Strategien und Inszenierungsformen
  • die kritische Auseinandersetzung mit Medientheorien und ihrer Genesis und Geltung
Zu den möglichen Berufsfeldern gehört neben dem gesamten Spektrum der Medienforschung im akademischen Bereich die weitläufigen und wandlungsfähigen Felder von Medienproduktion in z. B. Fernsehen, Film, Theater, Radio, Print und Online-Medien, im Kunstbetrieb und Kulturmanagement, in Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, in Museen und Archiven sowie selbstständige Medienproduktionen und -dienstleistungen; hinzu kommt das noch breitere Spektrum von Unternehmen und Institutionen, die unter dem Einfluss fortschreitender Digitalisierung und internetgestützter Globalisierung auf die dynamische Entwicklung neuer medialer Bedingungen und Effekte reagieren.

Voraussetzungen
Für das Masterstudium an der Universität Potsdam ist der Nachweis eines abgeschlossenen Bachelorstudiums oder eines gleichwertigen Abschlusses erforderlich (genauere Informationen dazu unter „Bewerbung“).
Darüber hinaus sind Kreativität und Freude am Gestalten gefragt sowie Spaß am experimentellen, forschungsnahen Arbeiten in kleinen Gruppen. Im Sinne der internationalen Ausrichtung des Studiengangs und der Anforderungen im Berufsleben werden außerdem gute Fremdsprachenkenntnisse, insbesondere in Englisch, erwartet.
 
   
Modulare Gliederung des Masterstudiums
 
 
Der Studiengang ist in zehn Module gegliedert, die jeweils in einem bestimmten Mindestumfang absolviert werden müssen:

Modul 1: Medium und Medialität
Das Grundlagenmodul behandelt verschiedene Definitionen des Mediums sowie Theorien des Medialen im internationalen Kontext. Die Teilnahme an einer einführenden Vorlesung und einem Seminar mit anschließender Hausarbeit ist verbindlich.

Modulverantwortlichkeit: Prof. Dr. Jan Distelmeyer (Professur für Geschichte und Theorie der technischen Medien) & Prof. Dr. Birgit Schneider (Professur für Wissenskulturen und mediale Umgebungen)


Modul 2: Konfigurationen des Analogen und Digitalen
Im Mittelpunkt des Moduls stehen Theorien des Analogen und des Digitalen sowie die Untersuchung von Schnittstellen zwischen beiden Bereichen und deren Gestaltung.

Modulverantwortlichkeit: Prof. Dr. Marie-Luise Angerer (Professur für Medientheorie/Medienwissenschaft) & Prof. Dr. Heiko Christians (Professur für Medienkulturgeschichte)


Modul 3: Visualität, Narrativität und Performativität
Das Modul beinhaltet die Analyse zentraler medialer Darstellungsformen, die mit den Schlüsselbegriffen der Visualisierung (Sichtbarmachung, Verbildlichung), der Erzählung und ihrer Beziehung zu Zeitlichkeit und Bewegung (z. B. in Text und Film) sowie der Aufführung und Präsentation verbunden sind.

Modulverantwortlichkeit: Prof. Dr. Marie-Luise Angerer (Professur für Medientheorie/Medienwissenschaft) & Prof. Dr. Heiko Christians (Professur für Medienkulturgeschichte)


Modul 4: Mediale Gestaltung
Das Modul ist Grundlagenmodul und beinhaltet die Analyse und Konzeption medialer Zusammenhänge bzw. Projekte in vornehmlich digitalen Medien und deren historischen Vorläufern. Es werden sowohl Kenntnisse in medienübergreifenden Gestaltungszusammenhängen erschlossen als auch aktuelle Medientechnologien analysiert und genutzt.

Modulverantwortlichkeit: Prof. Anne Quirynen (Professur für Bewegtbild) & Prof. Winfried Gerling (Professur für Konzeption und Ästhetik der Neuen Medien)


Modul 5: Nichtlineares Erzählen
In diesem Modul wird vertiefend auf die Konzeption und Gestaltung von nichtlinearen Strukturen in digitalen Medien eingegangen. Sowohl die Dramaturgie und die Organisation von „multi“-medialen Erzählformen, als auch der Einsatz von notwendigerweise zeitbasierten Mitteln in nichtlinearen und interaktiven Zusammenhängen stehen im Zentrum dieses Moduls.

Modulverantwortlichkeit: Prof. Anne Quirynen (Professur für Bewegtbild) & Prof. Winfried Gerling (Professur für Konzeption und Ästhetik der Neuen Medien)


Modul 6: Mediale Umgebungen
Dieses Modul widmet sich medialen Umgebungen und Kommunikationszusammenhängen. Im Zentrum stehen die beispielhafte Analyse und Entwicklung derartiger Umgebungen. Dies bezieht sich sowohl auf physikalisch-räumlich zusammenhängende Umgebungen als auch auf strukturell geschlossene aber räumlich verteilte Zusammenhänge.

Modulverantwortlichkeit: Prof. Anne Quirynen (Professur für Bewegtbild) & Prof. Winfried Gerling (Professur für Konzeption und Ästhetik der Neuen Medien)


Modul 7: Experimentelle Forschungsarbeit
Ziel des Moduls ist die Entwicklung experimenteller Forschungsarbeiten durch die Studierenden selbst. Unter experimenteller Forschung ist die Untersuchung von Fragestellungen mittels medialer Aufbereitung zu verstehen, wozu gleichermaßen Recherche, eigene Literaturzusammenstellung, Konzipierung, Wahl der Darstellungsmittel bzw. des medialen Formats und die Durchführung zählt.


Modul 8: Interdisziplinäres Ergänzungsstudium
Das interdisziplinäre Ergänzungsstudium dient der Vertiefung des Angebots einerseits aus den Theoriemodulen 1-3, wodurch eigene Schwerpunkte gesetzt werden können, andererseits einer weiteren verstärkten Projektarbeit. Angebote aus dem weiteren Pool der Universität Potsdam und der Fachhochschule Potsdam sowie aus dem gesamten Berliner/Potsdamer Raum können dazu genutzt werden. Regelmäßig werden hier z. B. Veranstaltungen zum europäischen Medienrecht angeboten.

Modulverantwortlichkeit: Prof. Dr. Jan Distelmeyer (Professur für Geschichte und Theorie der technischen Medien) & Prof. Dr. Birgit Schneider (Professur für Wissenskulturen und mediale Umgebungen)


Modul 9: Kolloquium
Das Kolloquium „Laboratorium“ unterstützt die Studierenden insbesondere bei der Themenfindung, der Operationalisierung von Forschungsproblemen, Literaturrecherchen und Strukturierung von Arbeiten.
 
   
Studienverlauf des Masters Europäische Medienwissenschaft
 
 
Die Regelstudienzeit des Masterstudiums Europäische Medienwissenschaft beträgt vier Semester einschließlich der Zeit für die Anfertigung der Masterarbeit. Das Studium gliedert sich so auf, dass 90 Leistungspunkte in den Veranstaltungen (Module 1-9) und 30 Leistungspunkte mit der Masterarbeit erworben werden.

Die Masterarbeit (Bearbeitungszeit 20 Wochen) kann sowohl in Form einer wissenschaftlichen Arbeit als auch einer wissenschaftlich begleiteten Projektarbeit vorgelegt werden. Sie wird durch ein Kolloquium begleitet und mit einer Präsentation und einer mündlichen Verteidigung abgeschlossen.

Nach erfolgreichem Abschluss verleiht die Universität Potsdam im Einvernehmen mit der Fachhochschule Potsdam den Grad eines "Master of Arts" (M.A.).