Augen zu. Film ab. Aktuelle Tendenzen im deutschen Hörspiel - Eine Neuausrichtung
 
 
Josef Ulbig

Betreuung: Dr. Susanne Müller, Prof. Dr. Heiko Christians
Bachelorarbeit

Die Geschichte des Hörspiels beginnt mit einem Stromausfall. Vor genau 90 Jahren wurde das erste Hörspiel A Comedy of Danger vom BBC produziert und gesendet. Im Laufe seiner Geschichte wird das Hörspiel vom Radio dominiert, trotzt mehreren prognostizierten Krisen und erfährt viele Umdeutungen. So wird es mal als nur wortbasiertes, mal als klangexperimentelles und mal dokumentarisches Radioformat interpretiert. Der traditionelle Hörspieldiskurs sieht das Hörspiel als genuin radiofone Kunstform.

Die vorliegende Arbeit hinterfragt dies und untersucht Tendenzen anhand konkreter und aktueller Hörspiele. Diese und viele weitere Beispiele begleiten den Text in auch Form von Hörbeispielen, welche die Lektüre nicht willkürlich unterbrechen, sondern in der akustischen Form versuchen, so dem Hörspiel gerecht zu werden. Zudem bereichert das einstündige Interview mit der Hörspielautorin und -regisseurin Johanna Steiner die Arbeit.

Neben herausgearbeiteten Tendenzen und traditioneller Hörspielgeschichte wird die inzwischen 50-jährige Geschichte der Freien Szene nachgezeichnet: Ab 1964 ändert sich durch die massenhaft verkauften Kinderhörspiele wie Die drei ??? und Die Hexe Schrumpeldei massiv die Rezeption. Das Hörspiel wird so vom Radio gelöst und eine Untersuchung der dramaturgischen und ästhetischen Aspekte angestrebt, um ohne institutionelle Grenzen die Frage zu beantworten: Was ist ein Hörspiel?
 
   
Die Klangsammler Ein Kurzfilm mit begleitender theoretischer Arbeit
 
 
Christopher Albrodt
Luis Krummenacher


Betreuung: Prof. Anne Quirynen, Simon Vincent
Bachelorarbeit

In einem Raum unter der Erde leben Walter, Franz und Emil. Über eine Vielzahl von Rohren hören sie die Geräusche der Außenwelt, die sie in Marmeladengläser auffangen und archivieren. Doch eines Tages bleibt ein Rohr stumm. Und dann ein zweites …

Die Klangsammler ist ein 23-minütiger Kurzfilm, den wir in gemeinschaftlicher Arbeit mit einem Team engagierter Mitstreiter, Schauspieler und Helfer verwirklicht haben.

Begleitend schrieben wir eine theoretische Arbeit mit dem Titel »Verwendungsweisen von Ton im Film anhand des Kurzfilms Die Klangsammler«. Ausgehend von den Motiven der Rohre, der Gläser und der Stille und unter Bezugnahme auf filmtheoretische Schriften reflektierten wir darin unseren Einsatz akustischer Mittel sowie die gegenseitige Beeinflussung und innige Beziehung von Ton und Bild im audio-visuellen Medium Film.

Emil: Moritz Kienemann / Franz: Christian Harting / Walter: Michael R. Scholze // Regie: Luis Krummenacher / Kamera: Eren Aksu / Drehbuch: Luis Krummenacher, Christopher Albrodt / Produktion: Christopher Albrodt, Luis Krummenacher, Sarah Wenzinger, Hannah Geldbach / Szenenbild, Kostüm, Requisite & Continuity: Hannah Geldbach, Sarah Wenzinger / Ton: Moritz Lehr / Licht & Grip: Serdar Sezenoğlu / Maske: Isabell Wibbeke / Set-Aufnahmeleitung: Christopher Albrodt / Setrunner & Kameraassistenz: Judith Pietreck / Catering: Florian Robbert, Hannah Neumann / Schnitt & Tonschnitt: Christopher Albrodt, Luis Krummenacher / Digitale Nachbearbeitung: Christopher Albrodt / Tonmischung und Toneffekte: Fırat Can Coşkun / Colorgrading: Eren Aksu, Christopher Albrodt, Luis Krummenacher
 
   
Die Wahrheit, 1000 Kbit/s - Eine Studie zu Handy-Videos aus Krisengebieten
 
 
Christoph Krenzer

Betreuung: Prof. Dr. Jan Distelmeyer, Prof. Dr. Christine Hanke
Masterarbeit

In Krisengebieten weltweit werden seit einigen Jahren Bilder mit Mobil­telefonen aufgezeichnet und im Internet veröffentlicht. Die Arbeit diskutiert die Authentizität dieser Aufnahmen. Mediale Authentizität wird dabei als ein ästhetisch und diskursiv erzeugter Effekt verstanden. Im Vergleich und in Abgrenzung zu anderen dokumentarischen Bildformen beschreibt die Arbeit die spezifischen Authentizitätseffekte der Handy-Videos.

Zum einen erzeugen diese ästhetisch einen Eindruck von Unmittel­barkeit: Die scheinbar intentionslose Bildgestaltung verspricht eine unmanipulierte, transparente Wiedergabe des Geschehens. Diese ästhetische Geste der Authentizität wird diskursiv gestützt durch das Wissen um die besondere Autorschaft der Bilder: Die Videos präsentieren auf frei zugänglichen Plattformen im Netz die unzensierte Sichtweise direkt vom Kriegsgeschehen Betroffener. Ihnen wohnt somit auch das Versprechen sozialer Unmittelbarkeit und einer emotional aufrichtigen Perspektive inne.
 
   
Ethik · Sprache · Alterität … in der Philosophie von Emmanuel Lévinas · Versuch über das Bedeuten
 
 
Sabeth Kerkhoff

Betreuung: Dr. Jörg Sternagel, Dr. Michael Mayer
Bachelorarbeit

»Einem Menschen begegnen heißt, von einem Rätsel wach gehalten werden.« (Emmanuel Lévinas)

Ein Anders-Denken über Begegnen und Berühren, über Rätsel und Wahrheit über Sinn und Wahn-Sinn um nicht nur anders zu denken und anders zu sprechen sondern um das Andere anders zu spüren.

Unser Verhältnis zur Welt ist ein getrenntes und doch eines der Zusammengehörigkeit. Existenzielle Sicherheiten, Ruhe im Selbst, wirkliche Einheit mit Natur und Menschen scheint uns entzogen. Doch ein Drang, eine Spannung lässt uns nach den Dingen und den Menschen fragen, sprechend suchen wir nach einem Halt in Antworten, den diese fälschlich zu geben versprechen. Es gilt die Fragen anders zu stellen und die Antworten anders zu erwarten.

Das Bedeuten der Fremdheit, in seiner Erscheinung im anderen Menschen, im Tod und in Gott hat mich in der Auseinandersetzung mit Lévinas im Hinblick auf die Notwendigkeit einer ethischen Sprache beschäftigt. Einer Sprache, in der es weniger um Worte als um Haltungen geht, um Nuancen der Verschiebung hin zu einem Rätsel - hin zu einer Welt entrückt aus dem starren Licht, das den forschenden Blick bringt, hin zu einer dritten Möglichkeit des Erscheinens. Abseits von Offenbarung und Verbergung geschieht etwas - unbemerkt, unvorstellbar. Diese andere Form des Be-deutens, der zur lévinasschen Ethik führt, habe ich in den Gesten des Opfers, des Sich-Beugens und Begehrens betrachtet, die mir Indiz waren für die Wahrung eines Zwischenraums – für das Heraufkommen eines anderen Sinns.

In meiner Arbeit habe ich diesem Nachdenken von Lévinas über das Ich, den anderen Menschen, den Tod und unsere Beziehung zu einem Unendlichen in der Betrachtung des Romans »Malina« von Ingeborg Bachmann Raum gegeben. Dabei hat sich gezeigt, dass die Kunst, die Poesie der Rätselhaftigkeit der Dinge, der Entzogenheit in besonderem Maße gerecht wird. Sie berührt ohne festzuhalten.